Eye Camps

Nigeria 2019

Eye Camp 27.1.-3.2.2019 in Ihitte/Uboma (Nigeria): 48. Camp

TeilnehmerInnen

OA. Dr. Peter Pfoser, Linz;
Dr. John Falasinnu, Wien;
Priv. Doz. Dr. Andreas Pollreisz, Wien;
Dr. Cornelia Hirn, Wien;
Dr. Nikolaus Hommer, Wien;
DGKS Michaela Haas, Wien;
DGKS Andrea Schabetsberger, Wien;
Ing. Werner Haas, Wien;
Gastgeber: Father Mag. Dr. Emeka Emeakaroha, One Heart, Dr. Emeka's Vision für Entwicklungszusammenarbeit und Völkerverständigung

Ort, PatientInnen

Ort: Ihitte/Uboma, ungefähr 200 km nordöstlich von Port Harcourt
Die Planung, Zusammenstellung eines Teams, Vorbereitung und Einkauf aller notwendigen Verbrauchsmaterialien wurde diesmal Monate davor von Univ. Prof. Dr. Clemens Vass, Wien gemeinsam mit UP Dr. Christoph Faschinger durchgeführt. Leider musste Clemens Vass aus privaten Gründen kurz vor Neujahr absagen, sodass OA Dr. Peter Pfoser kurzfristig das Steuer übernahm. Bereits einen Tag nach Zusage wurde sein Pass zur Visumbeantragung an Father Emeka geschickt. Es ging sich noch knapp aus und 4 Tage vor Abreise kam dieser mit neuem Visum zurück.
Eine weitere Herausforderung war, dass nur Dr. Pfoser letztes Jahr in diesem Camp war, dort aber in der Voruntersuchung arbeitete und nicht im OP. Für alle anderen im Team war Nigeria neu und ein unbekanntes Terrain. Zwei OP Schwestern und ein Techniker hatten schon Afrika Erfahrung durch ähnliche Einsätze z. B. in Namibia, jedoch nicht in Nigeria, das durch seine prekäre Sicherheitslage und den damit verbundenen Gefahren eine eigene Herausforderung darstellt.
Insgesamt bestand das Augenteam aus 8 Leuten, die sich Großteils untereinander nicht kannten und noch nie zusammengearbeitet haben. Es sollte sich aber rasch herausstellen, dass wir einen guten Mix aus Einteilung und Selbstorganisation fanden und wir ohne Reibereien innerhalb kurzer Zeit zu einer effizienten und harmonischen Mannschaft wurden.
Die Anreise erfolgte über Frankfurt nach Abuja (Zwischenlandung) und Port Harcourt. Father Emeka ist einige Tage vor uns mit einer kleineren Gruppe noch durch die berüchtigte „Ankunftshalle“ = Zelt gekommen. Wir konnten schon die nun endlich eröffnete, richtig große Ankunftshalle betreten, wie sie für eine 2,6 Millionen Stadt wie Port Harcourt angemessen ist. Somit gestaltete sich die Einreise wesentlich weniger zäh und problematisch wie letztes Jahr.
Wir wurden vom Bruder Emekas, Kelechi (Rechtsanwalt und abgeschlossenes Philosophiestudium) herzlich empfangen und gemeinsam von mehreren, mit Maschinengewehr bewaffneten Polizisten, zur Übernachtung im Le Eldera Hotel in Port Harcourt begleitet, um eine 3 stündige, gefährliche Nachtfahrt ins Dorf Umunohu zu vermeiden. Diese Polizeibegleitung blieb den gesamten Aufenthalt immer auf Tuchfühlung mit uns, auch bei der morgendlichen Joggingrunde und während unserer Arbeit im Spital.
Diese Bewachung wird von der Fam. Emeakaroha organisiert und bezahlt und dient der Sicherheit der österreichischen Gäste. Es gibt ca. 2-3 Mal pro Woche Überfälle auf der Straße zwischen Port Harcourt und Umunohu. Laut Außenministerium besteht Reisewarnung in diesem Gebiet.
Am nächsten Morgen fuhren wir rund 3 Stunden mit einem Bus nach Ihitte/Uboma, Umunohu (ca. 4000 Einwohner) dem Heimatort von Pfarrer Emeka. Die Unterkunft erfolgte im Haus seiner Eltern und dem angrenzenden Haus von Bruder Kelechi. Hier speisten wir gemeinsam mit dem schon einige Tage vorher angereisten Allgemein-Chirurgenteam, Anaesthesisten, Krankenschwestern, Optikern, Elektrikern… in einem wunderschönen Speisesaal. Wir konnten miterleben, wie das sehr würzige, aus wenig Fleisch bestehende Essen am offenen Feuer im Freien zubereitet wurde. Wir genossen Jollof Rice mit Tomatensauce, Fufu (zerstampfte Yamswurzeln) mit Okra Sauce (Gemüse-Eibisch), etwas Fisch, Papaya, Ananas, Kokosnüsse, Avocado, Limetten, Bananen, Soursop (Graviola oder Stachelannone) … und jede Menge frische Erdnüsse, so schmackhaft, wie man sie bei uns nicht findet.
Nach dem Begrüßungs-Essen kamen wir nachmittags ins Madonna Austrian Hospital in Ihitte und begannen mit dem Aufbau der Geräte, der OP Mikroskope, des Biometrie Gerätes, Keratometers, Spaltlampe, Sterilisators, der mitgenommenen 2 Phakomaschinen (Oertli CataRhex 3), auspacken und sterilisieren der OP Instrumente, Linsen, …
Des Weiteren erfolgte die Organisation von Adaptern und Instandsetzung der z.T. etwas desolaten Steckdosen zur Stromversorgung.
Die Patienten wurden bereits im November vom jüngsten Bruder von Father Emeka, Dr. Eziaha voruntersucht und zur OP aufgeklärt. Eziaha studierte in Wien Medizin und macht derzeit seine Facharztausbildung zum Augenarzt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz, ist Arbeitskollege von OA Pfoser, der auch sein Mentor ist. Dieser war letztes Jahr zu Gast bei seiner Hochzeit in Omunohu mit Jennifer, der Schwester von John, dem 2. Augenchirurgen im Team. Heuer war Eziaha nicht dabei, da sie ihr erstes Kind, einen Buben, genau in der Eye Camp Woche, in Österreich bekamen.
Der Andrang der Patienten war sehr groß. Die Stärke der Ausprägung an Linsentrübungen ist nicht mit unserem Patientengut vergleichbar. Viele haben beidseits eine völlig weiße oder ganz dunkelbraue Linsentrübung und sehen auf beiden Augen nur mehr Lichterkennen. Zahlreiche Patienten hatten auch eine Verletzung in der Vorgeschichte mit Irisverwachsungen und ganz ungewöhnlichen Vernarbungen der vorderen Linsenkapsel, sodass es jeweils ein 12 Stunden Arbeitstag mit hohem Schwierigkeitsgrad auf sehr dünnem Eis war. Die Patienten waren sehr geduldig und lagen in stoischer Ruhe (ohne Prämedikation) am OP Tisch. Einheimische Schwestern haben von Englisch ins Igbo übersetzt, da viele ältere Patienten kein Englisch sprechen.
Höhepunkt war die Cataract OP eines Bischofs aus dieser Gegend. Normalerweise fliegt er nach Rom und lässt sich dort medizinisch versorgen. Das Auge wollte er sich aber von den österreichischen Ärzten operieren lassen. Father Emeka berichtete, dass dies eine sehr große Ehre sei. Es hat uns gefreut, dass der Bischof von unserer Art, wie wir mit den Patienten vor und während der OP umgingen, sehr angetan war. Aus Dankbarkeit spendete er uns 2 Kisten Messwein und so konnten wir am Abend auf sein Wohl anstoßen und Ogologondo (Prost) singen.
Die Begrüßung und die Verabschiedung erfolgten von den Eltern von Father Emeka in einem sehr feierlichen Rahmen. Prince Chief Eugene Emeakroha (Magister der Pädagogik, Geschichte und Politik) und Ezinne Lady Juliana Emeakaroha (Krankenschwester).
Die Familie Emeakaroha ist eine sehr traditionelle und höchst angesehene Familie. Seit etwa 200 Jahren stammen die Häuptlinge des Dorfes aus diesem Clan.
Als Begrüßungsgeschenk wurde jedem von uns ein bunter, traditionell afrikanischer Stoff überreicht, später in der Nacht wurde noch Maß von Schneider/innen genommen und bereits nach 2 Tagen konnten wir eine sehr lustige Modeschau in unseren neuen afrikanischen Kleidern veranstalten.
Am letzten Tag nach der abschließenden Visite, Inventur und Verpackung der Geräte wurden Gruppenfotos mit den glücklichen und wiedersehenden Patienten gemacht.
Bis sich wieder ein Team zum Operieren findet, müssen die nächsten Patienten auf ihre Augenoperation wahrscheinlich wieder ein Jahr lang warten.
Vor der Fahrt zum Flughafen blieben uns noch wenige Stunden Zeit, die wir für die Besichtigung des Emeka Emeakaroha Foundation School Centers nutzen konnten. Father Emeka begann 2016 eine Schule - Großteils mit Spendengeldern aus Österreich - zu errichten, da Bildung für die gesamte Familie Emeakaroha einen außerordentlich hohen Stellenwert hat (9 Geschwister und alle mit abgeschlossenem Studium). Dort wird die Wichtigkeit der Bildung für die Entwicklung der Bevölkerung erkannt. Entsprechend will man das gesetzte Ziel des Kinderpatenschafts-Projektes, nämlich die Matura, nach Möglichkeit erreichen. Die Schule kann 1.000 Schüler aufnehmen und bietet die Möglichkeit in ein College oder in eine Berufsschule (Schneider, Tischler, Landwirtschaft) weiter zu gehen.
Heuer im Herbst gingen die ersten Klassen in Betrieb. Wir durften den neuen Schuldirektor begrüßen. Er ist der jüngste Direktor in weitem Umkreis. Zur Seite hat ihm Emeka einen gerade pensionierten Direktor gestellt, sodass frischer, junger Wind mit einem erfahrenen Lehrer sich optimal ergänzen können.
Interessant waren Emekas Erklärungen, wie in der Schule auf Mülltrennung geachtet wird.
Auch gibt es bereits einen großen EDV Raum mit ca. 30 PC´s, Großteils aus Österreich. Hier haben auch Erwachsene die Möglichkeit, einen „Computerführerschein“ in einem mehrwöchigen Kurs zu besuchen.
Beeindruckend war die lichtdurchflutete, riesige Aula mit schönem Fliesenboden zur Motivation der Kinder, hier einmal ihr Maturazeugnis in Anwesenheit ihrer Eltern in Empfang nehmen zu dürfen.
Krönender Abschluss unseres Aufenthaltes war der Besuch eines traditionellen Marktes. Tausende Einheimische, Farben, Gerüche, Lärm, Obst, Gewürze, Handwerker, Müll, … ein wahres Eldorado für einen Street Fotografen…
Karl Hochedlinger, Elektrotechniker aus Wartberg ob der Aist, OÖ, musste leider auf seine Fotovoltaik Paneele warten, da sie in Lagos noch immer im Zoll hängen geblieben waren. Vor dem Krankenhaus war die gesamte Vorbereitung schon fertig gestellt und sein Sohn und er warteten nur darauf, alles installieren zu können, um das gesamte Krankenhaus autark zu machen. Die Paneele werden vor dem Krankenhaus auf Gerüste montiert, sodass sie als erweiterter Warteraum und zugleich Sonnenschutz bzw. Regenschutz für die Patienten dienen werden. Eine ausgeklügelte Idee.
Hinter dem Spital befindet sich die sehenswerte Müllverbrennungsanlage, bestehend aus einem riesigen, offenen Schamott Ofen und 2 Bediensteten, die dort alles hineinwerfen, was nicht „niet und nagelfest“ ist.
Zusammenfassend war es ein außergewöhnliches, auf vielen Ebenen beeindruckendes und prägendes Erlebnis. Nur durch das einzigartige, persönliche Engagement von Father Emeka, der großzügigen Unterstützung seiner Familie, zusammen mit den Mitteln und der Organisation von Sehen ohne Grenzen konnte so ein Projekt initiiert werden.
Dank des beherzten Handelns aller Beteiligten konnte es erfolgreich umgesetzt werden.
Wer seine Komfortzone ausdehnen will, dem kann Nigeria empfohlen werden. [OA Dr. Peter Pfoser, Februar 2019]

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